Ein Handy wird induktiv aufgeladen. Auf dem Display lässt sich der Ladefortschritt verfolgen. Ein Nutzer entsorgt am Bildrand symbolisch das Ladekabel.

Adieu, Kabelsalat! Wireless Charging für Smartphones ist auf dem Vormarsch. Immer mehr Hersteller rüsten ihre Modelle – zumindest die Spitzenmodelle – mit dem Qi-Standard fürs kabellose Laden aus. Ein paar Smartphones haben dank Wireless Charging gar ihre soziale Ader entdeckt: Sie teilen ihre Akku-Ladung mit anderen Qi-fähigen Geräten. Inzwischen können neben Smartphones auch Tablets, Kopfhörer oder Smartwatches ohne Kabel ihre Akkus auftanken. Doch wie funktioniert Wireless Charging? Welche Vorteile bietet das Laden ohne Kabel? Und wie wirkt sich die elektromagnetische Strahlung der Ladestationen auf die Gesundheit aus?

Wireless Charging: Was ist das?

Wireless Charging bedeutet auf Deutsch nichts anderes als kabelloses Aufladen und funktioniert nach dem Induktionsprinzip. Bei dieser Methode wird das Smartphone auf eine Ladestation gelegt oder gestellt. Sobald sich Gerät und Wireless-Charging-Pad berühren, beginnt automatisch der Ladevorgang. Das Smartphone wird beim induktiven Laden also nicht mehr direkt per Kabel an den Strom angeschlossen. Die Ladestation zieht die Energie und überträgt sie auf das Gerät.

Im Grunde ist Wireless Charging ein alter Hut. Elektrische Zahnbürsten laden schon lange ihre Akkus induktiv auf. Samsung-Handys beherrschen das kabellose Laden seit dem Galaxy S6. Apple stattet seine Smartphone seit dem iPhone 8 mit der Technologie aus.

© Samsung

Wie funktioniert das kabellose Laden?

Kurz gesagt: Ein Magnetfeld überträgt die Energie für den Akku von der Ladestation aufs Smartphone. Zwei hauchdünne Spulen im Wireless-Charging-Pad und an der Rückseite des Smartphones erzeugen das Magnetfeld.  Die Spule in der Ladestation wandelt den elektrischen Strom in ein magnetisches Energiefeld um. Das Magnetfeld überträgt die Energie auf das Smartphone. Die Spule im Handy transformiert sie in Gleichstrom und leitet sie zum Akku.

Damit die Energie fließt, wie sie fließen soll, müssen die Spulen direkt übereinander liegen. Verrutscht das Smartphone oder wird auf der Ladestation verschoben, kann das Wireless Charging unterbrochen werden. Daher ist es ratsam, den Vibrationsalarm vor dem Laden auszuschalten. So kann das Handy nicht verrutschen, falls jemand anruft.

Bislang darf der Abstand zwischen den Induktionsspulen nur wenige Millimeter betragen. Folglich stören manche Schutzhüllen den Ladevorgang allein, weil sie zu dick sind.  Entwickler werkeln bereits an einer größeren Reichweite der Stationen ähnlich der von WLAN-Boxen.

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Induktives Laden mit dem Qi-Standard

Anfangs konkurrierten drei Standards um die Gunst von Handyherstellern und Handynutzern. Die Qi-Technologie hat sich als Standard fürs Wireless Charging durchgesetzt. Für die Entwicklung hatten sich im Wireless Power Consortium mehrere Anbieter zusammengeschlossen. Dazu gehören Samsung, Sony, Nokia, HUAWEI und Apple. Qi (ausgesprochen: Tschi) arbeitet also herstellerübergreifend. Oder anders gesagt: Mit einem Samsung-Ladepad kannst Du auch ein iPhone aufladen. Und Du hast die Wahl: Du kannst zu Ladestationen von Drittanbietern greifen. Dank Qi-Zertifizierung laden sie alle Geräte auf, die sich nach dem Standard auftanken lassen. Meist sind sie günstiger als die Pads der Handy-Hersteller.

Vorreiter für Wireless Charging bei Smartphones war das Palm Pre. Bereits 2009 ließ sich das smarte Telefon des PDA-Pioniers induktiv aufladen. (Für jene unter Euch, die sich an die PDAs nicht mehr erinnern können: Der digitale Assistent fungierte in den 1990er Jahren als digitaler Kalender und Notizbuch. Er war also ein Vorfahre des Smartphones.) Nokia baute die Wireless-Charging-Technologie 2012 in die Lumia-Reihe ein. Samsung-Handys sind seit dem Galaxy S6 mit der Ladefunktion ausgerüstet. Apple stellt den Nutzern das induktive Laden seit dem iPhone 8 bereit. Hersteller wie Google und Xiaomi haben mittlerweile nachgezogen. Doch nach wie vor können vor allem die Spitzenmodelle via Induktion laden. Also beherrschen in der Regel die Handys mit den besten Akkus quasi als Zugabe die komfortable Form des kabellosen Ladens.

Reverse Charging: Das Smartphone teilt seinen Akku

Dank der Qi-Funktion werden manche Smartphones geradezu sozial. Bei Bedarf teilen sie ihre Akkuladung mit anderen Handys oder auch Bluetooth-Kopfhörern und Tablets. Das können bislang nur sehr wenige Handys – unter anderem ein paar Top-Modelle von Samsung und HUAWEI.

Beim Reverse Wireless Charging werden die Handys selbst zu Ladepads und geben etwas von ihrer Akkuladung ab. Möglich ist auch, dass das Smartphone am Ladekabel hängt und zunächst ein anderes Gerät auflädt. Ist der Akku aufgetankt, entfernst Du das Gerät von der Rückseite Deines Smartphones und stellst die Option Reverse Wireless Charging aus. Dann lädt der Akku Deines Handys wie gewohnt am Kabel auf.

Grundsätzlich musst Du die Funktion fürs Energie-teilen aktivieren. Bei Googles Pixel-Phones nennt sich die Funktion Akku teilen. Du schaltest sie unter Einstellungen ➡ Akku ein. Bei Samsung heißt die Funktion Wireless PowerShare und lässt sich über das Benachrichtigungsfeld aktivieren. Geräte, deren Akkus auf diese Weise aufgefüllt werden, müssen nicht selbst ihre Energie teilen können. Entscheidend ist, dass die Geräte über den Qi-Standard verfügen. Sie lassen sich also grundsätzlich kabellos aufladen. Auch Smartwatches, Kopfhörern oder Tablets kannst Du so auf die Sprünge helfen, falls mal keine Ladestation in der Nähe ist. Oder eben das Smartphone eines Freundes droht, schlapp zu machen.

Welche Handys unterstützen kabelloses Laden?

Wireless Charging breitet sich unter den Smartphones aus. Nach Samsung und Apple haben weitere große Hersteller wie z.B. Google vorrangig ihre Top-Modelle mit der Funktion fürs bequeme kabellose Laden versehen. Das Fachmagazin Chip.de hat eine Preisgrenze ausgemacht: Handys bis 400 Euro werden in der Regel ohne Induktionsfunktion geliefert. Der Wert ist allerdings nur eine Richtschnur. Wenn es Dir wichtig ist, dass Dein neues Smartphone nicht nur via Ladekabel auftankt, gehst Du am besten auf Nummer sicher: Die Infos zum Wireless Charging findest Du bei den technischen Details. Was im Übrigen alle Hersteller eint: Die Ladeschale gehört nicht zum Lieferumfang.

Wireless Charging für iPhones

Induktives Laden beherrscht das iPhone seit 2017. Apple stattet seit dem iPhone 8 alle Geräte mit der Qi-Technik aus. Seither sind die Smartphones aus Cupertino in der Lage, kabellos zu laden. Auch die aktuellen Modelle iPhone SE 2020 und iPhone 11 Pro füllen ihren Akku auch ohne Kabel auf.

Um die Wireless-Charging-Technologie in die iPhones einzubauen, ersetzte Apple das Metall auf der Rückseite durch Glas. Erst so kann das von der eingesetzten Spule erzeugte Magnetfeld die gewünschte Wirkung entfalten und den Akku mit Energie versorgen. Auch andere Produkte wie die Airpods oder die Apple Watch lassen sich längst kabellos aufladen. Wie bei allen anderen Hersteller ist der drahtlose Ladevorgang etwas langsamer.

Samsung-Smartphones kabellos laden

Ein paar Jahre früher war Samsung beim induktiven Laden dabei. 2015 setzte der südkoreanische Hersteller erstmals die Qi-Technologie im Flaggschiff Samsung Galaxy S6 ein. Seither können die Smartphones der Galaxy S-Klasse und der Galaxy Note-Reihe  wie das Samsung Galaxy Note 10 Wireless Charging nutzen. Bei den Mittelklasse-Handys der A-Serie verzichten die Südkoreaner auf das kabellose Laden. Samsung hat ebenso weitere Produkte wie In-Ear-Kopfhörer im Programm, die sich gleichermaßen induktiv aufladen lassen. Die Südkoreaner setzen inzwischen auch bei Wireless Charging eine Schnellladefunktion ein.

Induktives Laden bei anderen Smartphone-Herstellern

Immer mehr Handy-Hersteller sind mittlerweile auf den Zug Wireless Charging aufgesprungen. Der einstige Vorreiter Nokia hält sich inzwischen mit dem Einbau des Qi-Spulen zurück. 2012 ließ sich die Lumia-Reihe noch kabellos laden. Bei den aktuellen Modellen beherrscht das Nokia 9 Pure View induktives Laden. Hingegen haben die Finnen beim anderen Flaggschiff Nokia 8.1 darauf verzichtet.

Es gibt jedoch weitere Alternativen unter den Smartphone-Herstellern. Kabellos laden unter anderem das Google Pixel 6 und das Pixel 6 Pro. Die aktuellen Smartphone-Modelle des US-amerikanischen Konzerns verfügen außerdem über eine Funktion, um ihre Akkukapazität zu teilen – beispielsweise mit einer Smartwatch oder kabellosen Ohrstöpseln.

Wireless Charging nachrüsten: So einfach geht’s!

Das induktive Laden muss nicht den Spitzenmodellen vorbehalten bleiben. Fast alle Smartphones lassen sich fürs Wireless Charging nachrüsten. Das ist auf zwei Wegen möglich.

Zum einen lassen sich Smartphones durch besondere Schutzhüllen fürs induktive Laden nachrüsten. In den sogenannten Jackets verbirgt sich eine Ladespule. Allerdings kommen sie nicht wirklich ohne Kabel aus. Über den USB-Anschluss überträgt die Spule den Strom auf den Akku.

Die zweite Option sind Wireless-Charging-Adapter. Sie bestehen aus einer Spule und einem Stecker für den USB-C-Anschluss. Angebracht werden sie auf der Rückseite des Handys. Da sie ganz flach sind, lassen sich die Adapter problemlos unter der gewohnten Schutzhülle verstecken. Und so ist Dein Smartphone bereit für das Aufladen mit jedem beliebigen Qi-Pad.

Beide Varianten haben jedoch einen Nachteil: Der Anschluss, der eventuell zur Datenübertragung oder für Kopfhörer benötigt wird, ist belegt.

Welche Vorteile hat das Wireless Charging?

  • Adieu, Kabelsalat!
  • Eine Ladestation für alle Geräte
  • Kein Verschleiß
  • Bequemes Aufladen

Der offensichtliche Vorzug, den Wireless Charging birgt: Es macht Schluss mit der lästigen Fummelei. Statt das Ladekabel in die winzige Anschlussbuchse zu pfriemeln, legst Du Dein Handy einfach auf die Ladestation. Fertig. Ist der Akku aufgeladen, nimmst Du Dein Smartphone vom Ladepad. Du musst kein Kabel mehr verstauen, das Du beim nächsten Mal suchst, weil Du vergessen hast, in welche Schublade Du es getan hast.

Da der Qi-Standard herstellerübergreifend verbreitet ist, sind auch die Zeiten vorüber, dass Du für jedes Gerät ein separates Ladekabel benötigst. Die Ladestationen sind mit jedem Qi-fähigen Smartphone, Kopfhörer oder Tablet kompatibel. Du bist also nicht angewiesen auf das Pad des Smartphone-Herstellers, sondern kannst auch zum Modell eines Drittanbieters greifen. Das fügt sich mit seinem Design vielleicht besser in Deine Innenausstattung ein. Auch gibt es Ladestationen, die mehrere Geräte gleichzeitig induktiv laden können.

Ablegen und wieder hochnehmen: Das kabellose Laden ist nicht nur bequem. Mit Wireless Charging entfällt das beständige Anschließen ans Kabel. Das schützt die Steckkontakte an Smartphone und Charger vor Verschleiß.

Nachteile der induktiven Ladestationen

  • Wireless Charging ist langsamer
  • Kontakt zur Ladestation verhindert Benutzung
  • Ladestation muss nachgerüstet werden
  • Höherer Energieverbrauch

In einem Punkt hängt das Kabel die schicken Ladepads deutlich ab: Wenn’s ums Tempo geht. Zwar gibt’s es mittlerweile Ladestationen, die das Schnellladen beherrschen. Doch so schnell wie das Kabel tanken sie die Handys noch nicht auf. Wer also Wireless Charging für sein Smartphone nutzt, muss fürs Auffüllen des Akkus etwas mehr Zeit einplanen.

Das geringere Tempo hängt unter anderem mit dem Energieverlust zusammen, den das induktive Laden bedingt. Beim kabellosen Aufladen geht auf dem Weg von der Steckdose über die Ladestation bis zum Akku mehr Energie verloren. Das verlängert den Ladevorgang. Stiftung Warentest hat ausgerechnet, dass Du durchs kabellose Laden einen Euro mehr pro Jahr an Stromkosten ausgibst. Induktives Laden verbraucht folglich mehr Energie – das aber nur geringfügig.

Liegt oder steht das Smartphone auf dem Ladepad, sollte es nicht verrutschen. Das könnte den Ladevorgang unterbrechen. Daher ist es ratsam, die Vibration vor dem Auftanken auszuschalten. Aus diesem Grund lässt sich das Smartphone auch kaum nutzen, während es lädt.

Und bevor Du mit dem Wireless Charging starten kannst, musst Du zunächst investieren. Die Qi-Ladestationen gehören nicht zum üblichen Lieferumfang. Immerhin kannst Du auf das Produkt eines Drittanbieters zurückgreifen. Die sind meistens günstiger als die Pads der Handyhersteller. Dabei empfiehlt sich, auf die Wattleistungsstufen von Ladeschale und Handy zu achten. Stimmen sie überein, kannst Du die kabellose Schnellladefunktion nutzen. Die Infos dazu findest Du in den technischen Details.

Ist Wireless Charging gefährlich für die Gesundheit?

Bislang gibt es keine Belege, dass Wireless Charging schädlich ist. Die elektromagnetische Strahlung, die beim induktiven Laden erzeugt wird, ist so schwach, dass sie als gefahrlos gilt. Fakt ist: Die Ladeschalen haben eine extrem geringe Reichweite. Die Handys müssen aufliegen, um im Bereich des Magnetfelds zu sein. Werden die Ladestationen nicht benutzt, zeichnen sie sich durch eine extrem geringe Leistung aus. Das bedeutet, sie strahlen noch weniger als während des Ladevorgangs.

Dringlicher wird die Gesundheitsfrage sicherlich, wenn die Hersteller die Reichweite der Ladestationen erhöhen. Den Entwicklern schwebt vor, dass sie analog zu WLAN-Boxen Geräte aufladen, sobald sie das Signal erreichen kann. Betrittst Du also Deine Wohnung, registriert die Ladestation die Ankunft Deines Smartphones und tankt den Akku auf. Die Handys müssten nicht mehr auf den Pads liegen. Die Ladestationen würden jedoch stärker strahlen.

Praktisch und schön anzusehen: Das Qi-Pad fürs Wireless Charging ist eingelassen in die Scheibe eines Baumstammes.
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Induktionsladegeräte in Alltagsgegenständen

Die Ladestationen fürs Wireless Charging gibt es mittlerweile in sehr dekorativer Gestalt. Sie sehen nach Holz oder Marmor aus. Auch lassen sie sich in Möbel integrieren. Du kannst sie in der Sofalehne versenken oder in der Schreibtischplatte. Ikea hatte zunächst ein Ladepad in eine Schreibtischlampe integriert. Inzwischen hat der schwedische Möbelhersteller seine Kollektion mit Ladefunktion erweitert. Mittlerweile finden sich auch Schreibtische und Beistelltische mit Qi-Pads.

Das induktive Laden ist außerdem in Autos eingezogen. Einige Autohersteller bauen mittlerweile Ladestationen ein. So kannst Du Dein Smartphone bequem während der Fahrt kabellos laden und nebenbei Deine Lieblingssongs abspielen.

Autorenporträt Jenny Bernard

Jennys erstes Handy war ein Nokia 5110 im peppigen Blau. Seither weint sie der guten alten Telefonzelle keine Träne mehr nach. Das Schreiben hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gelernt. Geht’s um Smartphones ist sie wegen ihres über Jahre angehäuften Know-hows die erste Anlaufstelle für Familie und Freunde.

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