Jemand hält ein Tastenhandy in der Hand, darauf empfängt er gerade eine MMS. Daneben ist die Nachricht zu sehen: Ein Bild vom Eiffelturm, darunter steht Adieu!

Netzbetreiber Vodafone verabschiedet sich vom MMS-Service. Der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern schaltet den Dienst am 17. Januar 2023 ab. Nutzer des sogenannten D2-Netzes können danach keine Fotos und Videos mehr als Multimedia-Messages verschicken. SMS senden und empfangen geht aber weiterhin. Telekom und Telefónica halten dem MMS-Service hingegen weiterhin die Treue – zumindest ein weiteres Jahr lang.  

Was ist eine MMS?  

MMS? Was war das gleich? Das Kürzel MMS steht für Multimedia Message Service. Lange vor dem Siegeszug von WhatsApp, Signal & Co. verschickten Handynutzer bereits Bilder und Videos. Wenn sie dies taten, verschickten sie keine SMS, sondern MMS-Nachrichten. 2002 feierte der MMS-Service im Vodafone-Netz seine Europa-Premiere. Auch im O2-Netz lassen sich seit 2002 MMS versenden. Naheliegend: Die MMS ist eine Weiterentwicklung der SMS. Statt reiner Textnachrichten lassen sich per MMS Fotos, Videos, Musik oder Dokumente verschicken – und das nicht nur an eine andere Handynummer, sondern auch an eine E-Mail-Adresse. Doch das hat seinen Preis: 39 Cent kostet der MMS-Versand – pro Nachricht.

Die Blütezeit der MMS 

Um eine MMS zu senden und empfangen, bedarf es eines MMS-fähigen Handys. Die Smartphones von heute haben das drauf. Doch Anfang der 2000er Jahre war bei weitem nicht jedes Gerät in der Lage, Fotos und mehr zu verschicken. Ihre Blütezeit erreichte die MMS zehn Jahre nach ihrer Einführung, wie Vodafone rückblickend konstatiert. Im Dezember 2012 reisten 13 Millionen MMS durchs Netz. Doch obwohl sie so viel mehr kann als die SMS, hat die Multimedia-Nachricht ihr nie den Rang ablaufen können. Ein Vergleich gefällig? Im Dezember 2012 verschickten Vodafone-Kunden 1,5 Milliarden SMS. Und heute? Fristet die MMS ein absolutes Nischendasein. 650.000 MMS senden Vodafone-Kunden monatlich. Da hat der beliebteste Messenger-Dienst ganz andere Werte erreicht. Bereits im Februar 2021 schickten WhatsApp-Nutzer weltweit 100 Milliarden Nachrichten – pro Tag.  

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Das Aus für die MMS 

Seit der Blütezeit des Multimedia-Message-Service ist die Nutzung deutlich geschrumpft. Allein um 96 Prozent im Vodafone-Netz, wie die Gigabit-Company mitteilt. „Die MMS ist veraltet und der Kundennutzen minimal. Deshalb gehen Vodafone und die MMS ab 2023 getrennte Wege”, erläutert Gerhard Mack, CTO von Vodafone Deutschland. Zum 17. Januar 2023 stellt Vodafone den MMS-Dienst in seinem Netz ein.  

Dagegen hat sich die Telekom entschlossen, den MMS-Dienst vorerst aufrechtzuerhalten. Ursprünglich trugen sich die Bonner mit dem Gedanken, die MMS zu Ende 2022 in den Ruhestand zu schicken. Bis zum 31. Dezember 2023 können Telekom-Kunden weiterhin Multimedia-Nachrichten senden. „Aktuell lässt sich der Dienst für die Telekom wirtschaftlich betreiben”, teilt ein Telekom-Sprecher mit. Deshalb behält sich der Bonner Konzern vor, den MMS-Service über 2023 hinaus anzubieten.   

Auch der dritte Netzbetreiber Telefónica plant den Abschied von der MMS noch nicht. „Telefónica bietet den MMS-Dienst im Jahr 2023 weiterhin in seinem O2 Netz an. Einen verbindlichen Termin zur Einstellung gibt es bisher nicht”, betont ein Pressesprecher auf Nachfrage. Auch wenn O2 den altgedienten Nachrichtenstandards SMS und MMS die Stange hält, konzentriert sich das Münchener Unternehmen längst auf die Chatfunktion RCS (Rich Communication Services). Der RCS-Dienst ist eine Alternative zu Messenger-Apps wie WhatsApp & Co. Er macht sie quasi überflüssig, denn dank seiner Hilfe lassen sich über die Nachrichten-App auf einem Smartphone neben Text- auch Sprachnachrichten, Fotos, Videos und andere Dateien verschicken.  

Darum ist die MMS-Technik veraltet 

Als der Multimedia Message Service 2002 Einzug hielt, bedeutete dies für die Handynutzer eine enorme Bereicherung. Bis dato verschickten sie SMS, also reine Textnachrichten, die auf 160 Zeichen begrenzt waren. Als die MMS eingeführt wurde, fiel die Zeichenbeschränkung. Der eigentliche Vorteil der MMS war jedoch das Senden von Bildern. Dafür wird das Foto zunächst auf dem Handy komprimiert. Anschließend geht das komprimierte Bild über die Multimedia Messaging Zentrale an den Empfänger.  

MMS-Fotos dürfen in allen deutschen Netzen maximal 300 Kilobyte groß sein. Sie schrumpfen also auf 0,3-MB-Bilder. Die geringere Auflösung bedeutet eine schlechtere Bildqualität. Das Komprimieren ist heutzutage unnötig, wenn Du Fotos über Messenger-Dienste wie Signal oder WhatsApp verschickst. Egal, ob Du Deine Bilder per Messenger oder MMS sendest, geschieht dies in beiden Fällen über das mobile Datennetz. Der Unterschied: Für eine MMS benötigst Du keinen Datentarif, aber sie verursacht zusätzliche Kosten, die Du auf Deiner Rechnung wiederfindest. Dieser Umstand erklärt sicherlich, warum die MMS so rasch von WhatsApp & Co. abgehängt wurde und der SMS nie ernsthaft Konkurrenz machen konnte.  

Unnützes Wissen

Vodafone versteigerte im Dezember 2021 die erste SMS der Welt. Vodafone-Mitarbeiter Richard Jarvis hatte sie am 3. Dezember 1992 auf einer Weihnachtsfeier empfangen. Die Nachricht hatte nur 15 Zeichen: „Merry Christmas”. Das Auktionshaus Aguttes in Frankreich versteigerte die SMS als sogenannten Non-Fungible Token. Die einzigartige Nachbildung des ursprünglichen Kommunikationsprotokolls, mit der die erste SMS übermittelte wurde, brachte einen Erlös von mehr als 100.000 Euro ein. Vodafone spendete die Summe an das UNHCR, die Flüchtlingshilfe der Vereinten Nationen. 

Die SMS bleibt 

Sie sind eine seltene Spezies, doch gelegentlich begegnen sie einem noch: Jene Smartphone-Nutzer, die bewusst auf Messenger wie WhatsApp verzichten. Stattdessen bleiben sie der SMS treu. Über den Short Message Service (SMS) werden reine Textnachrichten verschickt. Mittlerweile nutzen Dienstleister wie Logistikunternehmen oder Pizzalieferanten den SMS-Dienst, um ein Paket oder das Eintreffen der Bestellung anzukündigen.  

Die SMS-Liebhaber können getrost aufatmen. Der SMS-Dienst wird nicht in den Ruhestand geschickt. Er funktioniert unabhängig vom MMS-Service, daher muss niemand Einschränkungen fürchten. Längst haben zahlreiche Nachrichten-Apps der verschiedenen Smartphone-Hersteller Upgrades erhalten. Sie verfügen nicht nur über SMS-Funktionen, sondern bieten ebenso den RCS-Dienst an. Das heißt, Du kannst über die Nachrichten-Apps ebenfalls Bilder, Videos oder Sprachnachrichten senden.  

Die MMS & DU
Verschickst Du noch MMS? Hast Du den Service überhaupt genutzt? Wann hast Du Deine letzte MMS erhalten? Schildere uns gern in einem Kommentar Deine Erfahrungen mit der Multimedia-Message.

Mach den Test

Jennys erstes Handy war ein Nokia 5110 im peppigen Blau. Seither weint sie der guten alten Telefonzelle keine Träne mehr nach. Das Schreiben hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gelernt. Geht’s um Smartphones ist sie wegen ihres über Jahre angehäuften Know-hows die erste Anlaufstelle für Familie und Freunde. 

8 Kommentare

  1. Hlo Jenny, Antwortfunktion klappt immer noch nicht, aber ich wollte mich nochmal kurz zurück melden. 😉 Danke für den Link zu den den Netzwelten. Habe ihn mir erstmal zum Weitergeben an meine Kontakte abgespeichert. Mit dem einen Kontakt, den ich letzte mal erwähnte, kann ich inzwischen auch Bilder austauschen. Man muss das nicht alles verstehen. Anscheinend setzt sich dieser Dienst nur nach und nach in Betrieb. 😄 Also danke nochmal. Ich werde mal sehen, wie lange es mir gelingt ich unter den Bedingungen noch WhatsApp-abstinent zu bleiben. Andere Messanger (auch wenn sie mir lieber wären) kommen ja leider wegen mangelnder Nutzung im Bekanntenkreis leider kaum in Frage. Viele Grüße, Mareike

  2. Hallo Jenny, irgendwie klappt das mit dem direkten Antworten nicht… Danke für die Hilfe. Die Chatfunktionen funktioniert seit heute wieder. Allerdings kann ich sie für Bilder nur mit sehr wenigen Kontakten nutzen. Weißt du woran da liegen könnte? Am Anbieter? Zwei Kontakte, mit denen es funktioniert und von denen ich es weiß, sind ebenfalls Vodafone Kunden. Mit einem anderen Kontakt kann ich zwar Nachrichten über die Chatfunktion schreiben, aber keine Bilder senden. Ich glaube, die Person ist O2 Kunde. Liegt es daran?? Es ist leider alles ziemlich schwierig und ärgerlich geworden. Danke nochmal für die Unterstützung! (Und zum Thema “einfach mal bei Vodafone nachfragen” – na wenn das so einfach wäre….)

    • Hallo Mareike. Freut mich zu hören, dass Du die Chatfunktion wieder nutzen kannst. Dass Du die Chatfunktion nur mit wenigen Kontakten in vollem Umfang nutzen kannst, kann sowohl am jeweiligen Anbieter als auch Smartphone liegen. Möglicherweise haben Familie und Freunde die Chatfunktion noch nicht aktiviert. Eine gute Anleitung, wie das funktioniert, findest Du bei Netzwelt. Wenn das Aktivieren nicht klappt, unterstützt vermutlich der Provider den RCS-Standard noch nicht. Um sicherzugehen, hilft dann nur beim Anbieter nachfragen.
      Thema Bilder senden: Dafür habe ich keine Erklärung, nur den Tipp mal die Einstellungen der Chat-App zu prüfen. Vielleicht hast Du die Funktion ungewollt deaktiviert.
      Danke übrigens für Deinen Hinweis, dass das direkte Antworten nicht funktioniert. Dem gehe ich mal auf den Grund. Möglicherweise liegt das daran, dass Kommentare im LogiTel-Blog grundsätzlich freigegeben werden müssen. Das Wichtige aber hat geklappt: Deine Nachricht hat mich erreicht. Viele Grüße, Jenny

  3. Hallo zusammen,
    auch ich habe keine Mitteilung von Vodafone bekommen und bin genauso verärgert über den Entzug der MMS Option und dem damit verbundenen “Zwang” zur Installation eines Messenger Dienstes. In den letzten zwei Wochen gab es zumindest die Möglichkeit, Bilder über die eingeschaltete Chatfunktion zu versenden, aber auch die steht (zumindest mir) seit Beginn dieses Monats offenbar nicht mehr zur Verfügung. Mein Freund ist ebenfalls Vodafone Kunde, kann die Chatfunktion aktuell aber noch nutzen. Ich weiß nicht, ob es eine Frage des Handymodells ist? Leider kann ich darüber auch GAR NICHTS im WWW finden. Wäre dankbar für Tipps.

    • Moin Mareike. Dein Ärger ist verständlich. Grundsätzlich sollte das Verschicken von Bildern, Emojis, etc. über den Messenger möglich sein. Meines Wissens unterstützt Vodafone den RCS-Standard (Rich Communications Service – als Nachfolger des SMS-Dienstes konzipiert). Der Vorteil des RCS-Standards ist eben das Übertragen von Daten wie Fotos oder Videos, ohne dass Du eine zusätzliche Messenger-App wie WhatsApp benötigst. Allerdings unterstützen noch nicht alle vorinstallierten Nachrichten-Apps diesen Dienst. Da Du ihn jedoch bereits benutzen konntest, spricht es dafür, dass Deine Nachrichten-App den Standard beherrscht. Ein möglicher Fehler: Eventuell ist bei den Einstellungen für die Internetnutzung etwas durcheinander geraten. Am besten fragst Du direkt bei Vodafone nach, ob Du die Einstellungen neu konfigurieren musst, ob den RCS-Standard für Nachrichten zu nutzen. Falls an der Stelle alles korrekt ist, müsstest Du beim Handyhersteller nachfragen, ob der RCS-Standard unterstützt wird und ob Du für die Nutzung etwas beachten solltest. Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen. Viele Grüße, Jenny

  4. Eine riesengroße Sauerei das ich keine MMS mehr versenden kann. Ich wurde auch nicht informiert und gestern der Mitarbeiter von Vodafone an der Hotline wollte mir noch einreden es liegt an meinem Smartphone 🤨. Wissen anscheinend nicht mal die eigenen Mitarbeiter darüber Bescheid.

  5. Hi there,um ehrlich zu sein habe ich MMS sehr gerne verwendet.Ich persönlich finde es eine sauerei,diesen Dienst einfach einzustellen.Werde mir überlegen ob ich noch bei Vodafone bleibe.Die haben mich nämlich nicht darüber informiert obwohl ich dort seit 2012 Kunde bin,aber Geld wollen die haben.Geht garnicht.Mich würde interessieren ob in anderen Ländern die MMS auch eingestellt wurde….

    • Moin Jochen. Vielen Dank für Dein Feedback. Ich verstehe Deinen Unmut darüber, dass Vodafone Dich nicht über das Ende des MMS-Dienstes informiert hat. Aus meiner Sicht kann es sich nur um ein Versehen handeln. Belastbare Daten zum MMS-Service in anderen Ländern liegen mir leider nicht vor. Deshalb kann ich Deine Frage gar nicht beantworten. Ich weiß aber, dass in anderen Ländern das Versenden einer MMS den gleichen Preis hat wie eine SMS, die Provider bei der Abrechnung also keine Unterscheidung vorgenommen haben. Dort deckt die SMS-Flat auch das Verschicken von MMS ab. Deshalb war und ist der MMS-Dienst in anderen Ländern vermutlich bis heute beliebter als in Deutschland. Hier wird er ja fast gar nicht mehr genutzt, weil wir Bilder und Sprachnachrichten und Videos über WhatsApp & Co. verschicken können, und vor allem auch weil wir jede MMS mit 39 Cent bezahlen. Falls Du als Alternative zum Bilderversenden nicht auf WhatsApp setzen magst, empfehle ich Signal und Threema. Viele Grüße, Jenny

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